Sandwand für die Uferschwalben bei Giebenach


Nisthilfen, Cave di ghiaia | realizzato nel Aprile 2013 | Nordwestschweiz

Auf einer Kuppe zwischen Giebenach und Augst liegen inmitten intensivem Landwirtschaftsland zwei ehemalige Sandgruben. Die „Site“ (Flurname) Sandgruben befinden sich auf einem dem Tafeljura vorgelagerten Lösssandrücken. Als Löss bezeichnet man Sedimente aus Schluff (Korngrösse zwischen Sand und Ton), welche während den Kaltzeiten von den vegetationslosen Gletschervorfeldern durch den Wind in Bereiche mit dichterer Vegetation verfrachtet und abgelagert wurden (Windablagerungen). Solche Lössböden sind in der Schweiz aufgrund der grossflächigen Vergletscherung nur im äussersten Norden zwischen Basel und Schaffhausen bekannt.

Ursprünglich wurde der in Giebenach vorkommende Lösssand als „Formsand“ abgebaut und in Glockengiessereien verwendet. In den siebziger Jahren ging die Nachfrage nach diesem Formsand zurück und dessen Abbau wurde eingestellt. Wie von lokalen Kennern und dem Grubenbesitzer in Erfahrung gebracht werden konnte, waren Uferschwalben als noch Sand abgebaut wurde, regelmässig in beiden Gruben anzutreffen.

Die Uferschwalbe stellt, als eine unserer vier einheimischen Schwalbenarten, ganz spezifische Anforderungen an ihren Brutplatz. Sie gräbt ihre Brutröhren in steile Sandwände. Vor der Begradigung und Verbauung unserer Fliessgewässer entstanden solche Steilwände an den Prallhängen von Flüssen. Seit diesen Gewässerkorrekturen sind solche Situationen nicht mehr vorhanden. Glücklicherweise konnten die Schwalben in, durch die menschliche Nutzung entstandene, Sekundärlebensräume in Kies- und Sandgruben ausweichen und besiedeln dort die durch den Abbau entstehenden Steilwände. In jüngster Zeit werden solche Standorte immer schneller wieder aufgefüllt, so dass die Steilwände für die Uferschwalben verloren gehen.

Im Rahmen eines Uferschwalben-Förderprojektes wurde die Site Sandgruben, welche total verbuscht waren, wieder freigelegt und eine der alten Sandwände neu abgestochen. Dabei rodete ein Naturnetz-Team den gesamten Grubenboden und schnitt die angrenzenden Hecken zurück. Damit es nicht zu einer erneuten Verbuschung kommt, wurde die Böschung zur Grubenwand mit einem Bagger so gestaltet, dass die Fläche durch den bewirtschaftenden Landwirten gemäht werden kann. Um die zum Teil stark eingestürzte Sandwand für Uferschwalben attraktiv zu machen, wurde sie mit dem Bagger abgestochen.

Ob die Uferschwalben unsere Bemühungen zu schätzen wissen und die „neue“ Wand annehmen, wird sich zeigen. Sicher wird der sandige, mit einer Direktbegrünung angesäte Grubengrund den noch vorkommenden trocken-und wärmeliebenden Wildbienen, Sandlaufkäfern und Zauneidechsen verbesserte Lebensbedingungen bieten.


vicino