Schürfung "Im Alten Wingert"


Wiesen | Realisiert im Juli 2013 | Nordostschweiz

Im Rahmen von Rebberg-Aufwertungen im Rafzer Feld wurde das Naturnetz beauftragt, eine Schürfung in der ehemaligen Obstbaumschule „Im alten Wingert“ zu realisieren.

Die Böden im Schweizer Mittelland sind oft tiefgründig und durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung gut mit Nähstoffen versorgt. Die meisten dieser Böden sind auch Jahrzehnte nach einer Extensivierung noch nährstoffreich. Aus diesem Grund ist es sehr schwierig, an solchen Standorten wieder artenreiche Lebensräume zu schaffen. Um diesen Prozess zu beschleunigen kann die Methode der Schürfung, auch Oberbodenabtrag genannt, genutzt werden. Dabei wird die oberste Bodenschicht, in der Bausprache „Humus“ genannt, je nach Mächtigkeit zehn bis 30 cm abgetragen. Der nun freigelegte Unterboden ist nährstoffärmer und frei von Unkrautsamen. Diese Vorgehensweise lohnt sich insbesondere auf Flächen, die ursprünglich Standorte für Halbtrockenrasen waren. Beste Bedingungen bieten südexponierte, flachgründige Hanglagen, wie sie oft für den Rebbau genutzt wurden. Wie der alte Flurname „Im alten Wingert“ bezeugt, standen früher auch an diesem Hang Reben.

Mit diesen besten Voraussetzungen im Rücken machte sich im Juli ein kleines Naturnetz-Team mit grossen Maschinen an die Arbeit. Bagger und Raupendumper schälten den Oberboden ab und transportierten ihn auf ein Zwischendepot. Von dort gelangte er per Traktor in eine nahegelegene Baumschule. Dort geht mit jedem verkauften Baum auch etwas Boden verloren, weshalb sie auf Nachschub angewiesen ist.

Damit auf einer solchen Schürffläche auch eine artenreiche Wiese entsteht, muss geeignetes Saatgut eingebracht werden. Von alleine kommen nur wenige, flugfähige Samen von meist häufigen Arten aus der Umgebung. Es ist darauf zu achten, dass die Samenmischung von Schweizer Mutterpflanzen abstammt, da diese am Besten an unsere Umweltbedingungen angepasst sind. Wir wählten die Methode der Direktbegrünung, da dabei lokale Genotypen erhalten und gefördert werden und es so zu keiner Florenverfälschung kommt.

Diese neue artenreiche Struktur ist ein Mosaiksteinchen im Lebensraumnetz der Rafzer Rebberge und ergänzt und vernetzt die bestehenden Biotope um Rafz.


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